„Was bin ich froh“, sagt Ulli Engelbrecht von der UWG: Freie Bürger, „dass es in Bochum vorerst keine ‚ess- und trinkbaren Radwege‘ geben wird. Ich stolperte kürzlich über diese sprachlich verunglückte Formulierung, als ich eine Anfrage zum Thema ‚Schlaraffenband Ruhr‘ der Grünen las, die sie in den Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung eingebracht hatten.“
Es handelt sich dabei um ein Projekt im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027. Ein „Schlaraffenband“ soll quer durchs Revier gespannt werden. So nennt sich die zukunftsweisende Vision, geboren in den kreativen Köpfen der Ernährungsräte Essen, Bochum und Dortmund. Die Idee: Radfahrer dürfen dann an eigens geschaffenen „Naschorten“ kostenlos Obst, Kräuter und Gemüse pflücken – quasi der Bio-Supermarkt für unterwegs, nur ohne Kasse. Die Grünen wollten wissen, ob Bochum sich beteiligen würde und welche Radwege dafür infrage kommen.
„Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits jede Menge fanatischer Pedalritter, die in ihrem Nachhaltigkeitswahn durch die Grüngürtel in Bochum und Wattenscheid sausen, auf der Suche nach dem lukullischen Bio-Kick. Kaum hatte ich mich von dieser verstörenden Vorstellung erholt, fragte ich mich, wieso die Ernährungsräte nicht auch an Fußgänger und Autofahrer gedacht haben. Warum sollen nur die Sattel-Snobs kostenlos naschen dürfen, während wir Zufußgehende, die sich ebenso klimaschonend fortbewegen, leer ausgehen? Und wer kümmert sich um die notleidenden Automobilisten, die mangels Snackversorgung auf ihren Ledersitzen dahinvegetieren? Die dürfen sich höchstens die Nase an den Schaufenstern der grünen Utopie plattdrücken – oder darauf hoffen, dass eines Tages ein Apfelbaum-Drive-in für sie wächst.“
Erfreulich: Die Verwaltung in Bochum habe einen kühlen Kopf bewahrt und der Umsetzung in unserer Stadt eine Absage erteilt. Pech für die Grünen, die dieses Projekt gern auch in Bochum implantiert hätten.
Weniger erfreulich: Offenbar sei dieses Thema für die Verwaltung so bedeutend gewesen, dass die Anfrage ausnahmsweise einmal ausführlich und detailreich beantwortet worden sei – im Gegensatz zu vielen anderen Anfragen zu weitaus relevanteren Themen wie Stadtentwicklung oder marode Infrastruktur, die oft lückenhaft oder wortkarg ausfallen oder und monatelang sogar unbeantwortet bleiben würden.
Engelbrecht: „Im Nachsatz führt die Verwaltung einige stichhaltige Gründe auf, warum die ‚Naschorte‘-Idee in Bochum nicht umsetzbar ist, unter anderem verweist sie auch auf das Problem ‚Hunde und deren Hinterlassenschaften‘ hin. Das ist sehr interessant. Denn es ist ein Thema, auf das ich sicherlich noch zu sprechen komme.“