Im Bochumer Norden brodelt es derzeit. Für Zündstoff sorgen die Diskussionen um das Verwaltungsgebäude Lothringen, die Wohnbebauung Gerthe-West und der Umzug des Bodenaufbereiters Ecosoil aufs ehemalige Philippine-Gelände. Für Tobias Schwesig von der UWG: Freie Bürger sind dies drei Beispiele dafür, „dass die Interessen der Menschen vor Ort von der Verwaltung nicht erst genommen werden. Hier wird eine Politik gegen die Bedenken der Bürger gefahren!““

Es sei schon sehr ärgerlich und verwunderlich, dass man jetzt erst, nach zwei Jahren, Informationen über den Stand der Dinge zum Lothringer Verwaltungsgebäude erhält und so ganz nebenbei erfährt, dass der Stadtteiltreff mit Café wohl nicht gebaut werden wird. „Bei der Nutzungsänderung bzw. beim Bauantrag hätte dies als Auflage von dem Investor gefordert werden können. Immerhin war das stets eine zentrale Forderung der Gerther Bürger. Wozu gab es denn die Workshops?“, sagt Tobias Schwesig, Kandidat der Unabhängigen Wähler-Gemeinschaft für Gerthe/Rosenberg. Zudem: „Die Verwaltung könnte doch die Möglichkeit prüfen, ob man für den Stadtteiltreff Fördermittel beantragen kann.“

Nur wenige hundert Meter von der Lothringer Straße entfernt sorgen sich die Menschen um das, was geschehen wird, wenn der Bodenaufbereiter zum Philippine-Gelände an der Bövinghauser Straße umzieht. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt seien zwar gering, da es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit handelt, aber es stünden auf jeden Fall noch umfängliche Prüfungen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz, Lärm und Verkehr ins Haus. Schwesig gibt zu Bedenken: „Die Strassen rund um unseren Sprengel können sicherlich nicht noch weitere 300 LKW pro Tag verkraften, denn ein Großteil der anliefernden Transporter würde aller Wahrscheinlichkeit nach durch Gerthe Mitte in Richtung der drei Autobahnen fahren und somit das bereits vorhandene Verkehrschaos noch verstärken.“

Im Zusammenhang mit dem geplanten Gerthe-West-Projekt wäre in nicht allzu ferner Zukunft sowieso ein vollständiger Verkehrsinfarkt vorprogrammiert. „Und da will ich erst gar nicht weiter auf andere Punkte, wie u.a. die Zerstörung der wichtigen Frischluftschneise, eingehen“, sagt Schwesig, der es fatal findet, dass der ausgerufene Bochumer Klimanotstand offensichtlich nur ein Lippenbekenntnis sei.

Es gebe noch viel zu tun, fasst Tobias Schwesig zusammen, denn auch eine bessere Anbindung Gerthes an den ÖPNV sei nötig, und ebenso eine bessere Taktung (tagsüber 5 bis 7,5 Minuten) der Bahnen und Busse Richtung Innenstadt. „Es sollte zudem die Machbarkeit einer Schnellbuslinie über Gerthe, Hiltrop, Rosenberg zur Bochumer Fachhochschule, zur Universität und zum Gesundheitscampus über die A 43 oder A 448 geprüft werden. Hilfreich ist es auch, wenn seperate und vor allem durchgängige Radwege zur Innenstadt, zum Stadionring oder zu den Krankenhäuser existieren würden. Lückenschluss statt Flickenteppich. Teilweise ist auch gar nicht mehr ersichtlich, wo man als Radler überhaupt fahren soll, da die Beschilderung fehlt oder nicht mehr lesbar ist.“